In memoriam: Leah

Leah - Kurzinfo

Assistenzhund - Servicehund 

geb. ca. 2003, gest. 19.10.2018

Vorgeschichte unbekannt (ehemaliger Straßenhund in Wien)

2010/11 Wiener Tierschutzhaus - seit März 2011 bei Mirjam

Dezember 2011 Wiener Hundeführschein

2011/12 Therapiehundeausbildung "TAT - Tiere als Therapie" (Vetmed. Universität Wien)

2011-13 Einsätze mit hundegestützter Therapie und Pädagogik

2012/13 Ausbildung zum Servicehund (Selbstausbildung unter Supervision der "Freunde der Assistenzhunde Europas") - seither mein eigener unersetzlicher Servicehund (bis ins hohe Alter noch aufmerksam und hilfsbereit): ich verdanke ihr so viel, mit Leah habe ich nach meiner Rollstuhlzeit wieder gehen gelernt, sie war mein Ein und Alles:-)


Leah - Vita

Eine Seele von Hund:-) Als Leah aus dem Wiener Tierschutzhaus zu uns (Gizmo, den Katzen Minnosh & Shisha und mir) zog, war sie schon nicht mehr die Jüngste: mindestens 6, wahrscheinlich eher 7 Jahre alt (Foto oben).

Für uns alle war es Liebe auf den ersten Blick und von da an gab´s uns nur noch als Dreier-Team:-)

Die Therapiehunde-Ausbildung machten wir zu dritt (wenngleich mit einigem - völlig unnützen - Widerstand seitens "TAT - Tiere als Therapie", weil man damals Hunde aus dem Tierschutz nicht für fähig hielt, Therapiebegleithund zu sein; nu, wir bewiesen das Gegenteil und somit waren Leah und Gizmo österreichweit die ersten Tierschutzhunde, die zu Therapiehunden ausgebildet wurden)! Auch unsere mehrjährigen hundegestützt-pädagogischen Einsätze führten wir als Trio durch und die Ausbildung zum Servicehund ließ ich gleichfalls beiden Hunden angedeihen, denn beide zeigten die Begabung dazu und jeder hatte seine "Spezialitäten"!

Als kräftiger Labrador(mix) gab Leah mir die Stütze, die aufgrund der Körperbehinderung fehlte: sie verhalf mir zu mehr Stabilität und Sicherheit beim Gehen (mit den Orthesen an den Beinen), achtete auf jede kleinste Bodenunebenheit, Stufe etc. (sogar entgegenkommende Person) und zeigte mir alles rechtzeitig an, damit ich mich darauf einstellen konnte. Dabei war es für sie selbstverständlich, sich an meinem sodann noch viel langsameren und vorsichtigeren Gang anzupassen und weiter auf mich aufzupassen! Das Einzigartige daran: ich musste dies gar nicht extra üben mit ihr, denn sie tat es von sich aus - der geborene Servicehund:-)

Natürlich unterstützte mich Leah im Rollstuhl genauso souverän und war mir (zusammen mit Gizmo) auch zuhause eine unersetzliche Hilfe, wobei ihr selbstredend das Apportiernaturell der Labradore zugute kam, d.h. Gegenstände für mich aufzuheben und mir zu bringen war für sie ein Klacks;-)

Bis ins hohe Alter hinein (siehe Bild unten: Leah mit über 15 Jahren, schon in Brandenburg) war sie stets hilfsbereit, zugleich unternehmungslustig, spielfreudig und immer gut drauf:-)

Fotos unten: Leah im Sommer 2017 mit ca. 14 Jahren - immer noch wunderschön, mit glänzendem Samtfell, schneeweißen Zähnen und natürlich viel mehr weißen Haaren;-)

Dazu noch jede Menge Alterserscheinungen wie Arthrose, schwaches Herz, Demenz und Taubheit ... aber sie war medizinisch, physiotherapeutisch und ebenso naturheilkundlich bestens versorgt!

Was sie als typischer Labrador natürlich auch liebte, war Wasser und Schwimmen, dabei spielte es überhaupt keine Rolle, ob die anderen Hunde mit ins nasse Element wollten oder nicht - Leah zog genüßlich und völlig unbeeindruckt von der Plantscherei der anderen ihre Runden (auch wenn diese mit zunehmendem Alter immer kleiner und ufernäher wurden)!

Ganz besonders genossen wir es, gemeinsam zu schwimmen:-) Und wenn Leah nicht selbst im Wasser war, so passte sie am Strand auf meine Orthesen auf, während ich im See schwamm - quasi befreit von der Last meiner Lähmungen! Angenehm und erquickend!


Draußen unterwegs, blieb Leah - seitdem sie taub war - noch stärker mit mir in Verbindung: sie durfte natürlich in den Feldern, Wiesen und Wäldern frei laufen, nahm aber viel häufiger als früher zwischendurch immer wieder Blickkontakt zu mir auf, um zu erfahren, wie´s weitergeht, um nichts zu verpassen (z.B. "Schatzsuche"-Spiele), um sich besser zu orientieren. Alle meine Hunde werden ja von Anfang an nicht nur an Wortsignale, sondern v.a. an Gesten gewöhnt, denn es ist wesentlich natürlicher, mit Hunden analog über Körpersprache zu kommunizieren - auch wenn wir Menschen da längst nicht so begabt sind wie unsere vierbeinigen Partner;-)

Leah durfte noch unsere Reise im Wohnwagen nach und in Deutschland miterleben und glücklicherweise hatten wir auch in Brandenburg noch einige sehr schöne Monate, meine "Old Lady Leah" und ich:-) Sie genoss unsere spannenden Abenteuer auf Rädern und zu Fuß/Pfote sichtlich genauso wie ich - eben stets glücklich und zufrieden, wenn sie mit mir und den anderen Hunden zusammen war.

Leah als Servicehund

Gemeinsam mit Gizmo wurde Leah in den Jahren 2011 und 2012 von mir zum Servicehund ausgebildet. Diese Selbstausbildung erfolgte unter Supervision des Wiener Verbands Freunde der Assistenzhunde Europas - deren Leiterin, Frau DI Gloria Petrovics, unterzog uns im Februar 2013 einer verbandsinternen "Qualitätsprüfung" [damals gab es ja offiziell noch gar keine Servicehunde, einzig Blindenführhunde galten als Assistenzhunde; erst mit dem 2015 in Kraft getretenen neuen Assistenzhundegesetz wurden auch Service- und Signalhunde in den Kanon der Assistenzhunde aufgenommen].

In ihrem Testbricht beschrieb Frau DI Gloria Petrovics zunächst die Ausgangssituation:

Danach folgte eine Auflistung der von beiden Hunden erlernten allgemeinen Hilfsleistungen:

Und natürlich fanden auch Leah´s besondere Talente gebührende Erwähnung:

Großartig, oder?! Ich denke, diese Angaben sprechen für sich ...

Auch als sie schon längst im Ruhestand war - mit all ihren altersbedingten Einschränkungen - half Leah immer noch begeistert mit, es lag ihr halt einfach im Blut;-) Jedoch wusste sie ganz genau, dass sie ohne weiteres auch liegenbleiben kann, wenn´s ihr grad nicht so gut geht - dies ist einer der Vorteile, wenn man parallel zum noch aktiven Servicehund bereits dessen Nachfolger ausbildet, denn auf diese Weise lernt nicht nur der Azubi viel beim Zuschauen, wie die Profis das alles machen, sondern auch der alternde Hund kann sich gelassen, vertrauensvoll und in Würde step by step zurückziehen!

Was sich Leah keinesfalls nehmen ließ, war das Herbeiholen meiner Schuhe (mit Orthesen) beim Herrichten zum Spaziergang, dabei saß sie jedesmal vor mir (auf´m Sprung!), blickte mich mit glänzenden Augen an und wartete ungeduldig auf mein Zeichen zum Schuhe-Bringen: zuerst schnappte sie sich einen Schuh und trug ihn zu mir, dann den anderen - und mit stolzgeschwellter Brust und freudestrahlendem Lächeln nahm sie daraufhin ihre Belohnung entgegen:-)

Wenn Leah bei unseren Spaziergängen bemerkte, dass einer meiner Gehstöcke auf dem Boden lag anstatt in meiner Hand, so war sie jedesmal die Erste, die daran dachte, mir den Gehstock aufzuheben, nur in letzter Zeit kam ihr meist Speedy zuvor, der dies mittlerweile - obwohl er sich früher vor Stöcken fürchtete - auch schon konnte, weil er bei Leah immer brav zugeschaut und mitgedacht hatte! Hier passt Leah auf, ob er auch alles richtig macht, aber es gibt gar nichts zu bemängeln, alles schick;-)

Und so vollzog sich ein Generationenwechsel, den ich verständlicherweise zunächst gar nicht wahrhaben wollte, weil Leah ein so essentieller Teil meines Lebens war und ich mir nicht einmal im Traum vorstellen konnte, jemals ohne sie zu sein - doch die Zeit ist unerbittlich ...

Anfang Oktober 2018 - anlässlich eines regelmäßigen geriatrischen Checks - wurden bei Leah gestreute Tumore festgestellt und ich wusste nun, dass unser Abschied bevorstand. Gemeinsam unternahmen wir noch - immer mit Rücksicht auf ihre nachlassenden Kräfte - viel von all den Dingen, die sie am liebsten hatte: Spazierengehen, Schnüffeln, "Herumtoben" mit den anderen Hunden, Spielen (v.a. Apportieren) und natürlich Kuscheln, Streicheln, Kosen und Massieren:-)

Sie war sehr glücklich die letzten Tage, erlebte sogar noch ein kurzes (wenngleich trügerisches) Aufblühen, doch in der Nacht vom 18. zum 19. Oktober erbrach sie alles, was sie tagsüber noch mit labradortypischem Enthusiasmus gefressen hatte, sie "hustete", röchelte und rang nach Atem (offenbar drückte einer der Tumore auf ihre Trachea), wir versuchten noch, sie mittels einer Infusion zu stabilisieren (insgeheim hoffte ich auf noch ein paar wenige Tage mehr mit meiner geliebten Old Lady), doch dann setzte plötzliches Organversagen ein und als sie schließlich katatonisch wurde, konnte die Tierärztin sie nur noch "erlösen" - wenigstens starb sie zuhause im Kreis ihrer Familie.

Zwei Tage vor ihrem Tod lief und sprang Leah noch heiter und lustig mit Speedy und Chekotee auf einer Wiese herum, dabei ging sie sogar noch ihrem Job als "Anstandsdame" all unserer Tierschutz-Zöglinge nach, indem sie das ausgelassen-aufgeregte Toben der beiden Youngsterboys durch souveränes Splitting mäßigte;-) Danach wendete sie sich mir zu und schaute mich fröhlich an ... im Nachhinein stelle ich mir tröstend vor, dass dies unser eigentlicher Moment des Abschieds war: mit einem Lächeln:-)