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JEWISH HERITAGE in Eberswalde - JÜDISCHSEIN aus EMISCHER und ETISCHER SICHT (Blick von innen und von außen)

© Mirjam Silber, 2023

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In meiner neuen Heimatstadt Eberswalde widme ich mich nunmehr dem Jewish heritage, denn es gibt hier zahlreiche jüdische Spuren. Nicht nur als Wissenschaftlerin, sondern vor allem als jüdische Insiderin kann ich viel dazu und zur Aufklärung über jüdisches Leben heute beitragen.

Deshalb mache ich - gemeinsam mit engagierten nichtjüdischen Eberswalder Initiativen und Vereinen - nun auch geführte Touren zum Jewish heritage in Eberswalde und plane außerdem ein Projekt zum heutigen vielfältigen jüdischen Leben.

Warum verwende ich den Begriff "Jewish heritage" und nicht "Jüdisches (Kultur-)Erbe"?

In der modernen rassismuskritischen Forschung lassen sich marginalisierte Gruppen nicht fremdbenennen bzw. fremdbestimmen, sondern nutzen politische Selbstbezeichnungen, wie bspw. People of Color, Schwarze Menschen etc. - dies ist heutzutage gleichermaßen in der antisemitismuskritischen Forschung Usus. Aus emischer jüdischer Sichtweise, also jüdischer Insider-Sicht, bevorzugen wir Jüdinnen*Juden den Begriff "Jewish heritage", womit die Gesamtheit aller, vor allem auch der heute lebendigen jüdischen Ausdrucksformen gemeint ist. Insbesondere dieser Aspekt des HEUTIGEN jüdischen Lebens ist mir ein wesentliches Anliegen.

Als ehemalige Ethnomusikologin war "emische" und "etische" Sicht für mich stets von elementarer wissenschaftlicher Bedeutung - u.a. auch deshalb kenne ich mich wohl mit der Insider- und Outsiderposition besonders gut aus.

Zur Thematik "Jewish heritage" gibt es einen hochinteressanten Artikel von Sarah M. Ross und Dani Kranz, Bundeszentrale für politische Bildung - hier ein Auszug (Hervorhebungen von mir):

Der Beitrag zeigt "die ganze Bandbreite gelebter jüdischer (Alltags-)Praktiken und Widersprüchlichkeiten einer pluralen jüdischen Gemeinschaft der Gegenwart auf: ein 'heritage', in dem das 'doing Jewish' ebenso zum Normalzustand gehört wie die dissonanten, traumabelasteten Züge, in denen sich die Folgen von Genozid, Flucht, Vertreibung und Migration spiegeln. DOCH ENTSCHEIDEND IST DABEI, DASS JÜDINNEN*JUDEN IHR 'JEWISH HERITAGE' FÜR SICH SELBST BEANSPRUCHEN [...] Nichtjüdische Hüter*innen des jüdischen Kulturerbes der Vergangenheit können sich akademisches Wissen darüber aneignen, doch KANN DER ZUGANG ZUM GELEBTEN 'JEWISH HERITAGE' NUR ÜBER DIE INGROUP UND DEREN EMISCHE PERSPEKTIVE, IHRE INNEN(AN)SICHTEN ERFOLGEN."

So sehr ich persönlich die engagierte Arbeit von nicht-jüdischen Initiativen und Vereinen zum Thema Judentum schätze (insbesondere unter dem mir ganz besonders wichtigen Aspekt von Interkulturalität), so unverzichtbar ist es zugleich, dass jüdische Insider*innen mit involviert sind und für sich selbst sprechen. 

Ross, Sarah M. & Kranz, Dani (2023). "Jüdisches Kulturerbe" versus "Jewish heritage". Zum gesellschaftspolitischen Stellenwert von jüdischem Erbe in Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung. Online unter: bpb (letzter Aufruf: 2023.05.10)

English version (translation by Mirjam Silber)

JEWISH HERITAGE in Eberswalde - BEING JEWISH from an EMIC and ETIC PERSPECTIVE (view from inside and outside)

In my new home town Eberswalde, I am now devoting myself to Jewish heritage, because there are numerous jewish traces here and as a jewish insider I can contribute a lot to these topics and also to educating people about jewish life today.

That's why - together with dedicated non-jewish initiatives and associations in Eberswalde - I am now organizing guided tours to Jewish heritage in Eberswalde and I'm also planning a project on today's diverse jewish life.

Why do I use the English term "Jewish heritage" and not the German one "Jüdisches (Kultur-)Erbe"?

In modern critical racism-studies, marginalized groups are no longer named or determined by others, but use political self-designations, such as People of Color, Black People etc. - equally in critical antisemitism-studies. From an emic jewish point of view, i.e. from a jewish insider point of view, we Jews prefer the term "Jewish heritage", which means the entirety of all jewish forms of expression, especially those that are alive today. This aspect of TODAY'S jewish life is particularly important to me.

As a former ethnomusicologist, the "emic" and "etic" perspective has always been of elementary scientific meaning to me, which is probably one of the reasons why I am that familiar with the insider and outsider position.

There is a highly interesting article by Sarah M. Ross and Dani Kranz, Bundeszentrale für politische Bildung [Federal Agency for Civic Education], on the subject of "Jewish heritage" - here is an excerpt (the emphasis is mine):

The article shows "the whole range of lived jewish (everyday) practices and contradictions of a plural jewish community of the present: a 'heritage' in which 'doing Jewish' is just as normal as the dissonant, traumatic traits that reflect the consequences of genocide, flight, expulsion and migration, BUT IT IS CRUCIAL THAT JEWS CLAIM THEIR 'JEWISH HERITAGE' FOR THEMSELVES [...] Non-jewish custodians of the jewish cultural heritage of the past can acquire academic knowledge about it, but ACCESS TO THE LIVING 'JEWISH HERITAGE' CAN ONLY BE THROUGH THE INGROUP AND THEIR EMIC PERSPECTIVE, THEIR INSIDE(VIEWS)."

As much as I personally appreciate the committed work of non-jewish initiatives and associations on the subject of Judaism (especially under the aspect of interculturality, which is particularly important to me), it is also indispensable that jewish insiders are involved, too, and speak for themselves.

Ross, Sarah M. & Kranz, Dani (2023). "Jüdisches Kulturerbe" versus "Jewish heritage". Zum gesellschaftspolitischen Stellenwert von jüdischem Erbe in Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung. Online: bpb (called last: 2023.05.10)

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